Praxis für Naturheilkunde Gabriele Schöttler HP

 

Warum Homöopathie ?                                                       

Teil I                                                                                                                                    

Ganzheitliche Behandlung des Menschen und seiner Krankheit – davon hat man schon gehört. Das ist akzeptiert: Schließlich soll nicht nur das kranke Organ behandelt werden, sondern der ganze Mensch. Seine Lebenskraft ist gestört oder eingeschränkt. Dort muss geheilt werden, angesetzt werden, dann folgt daraus auch die Heilung des kranken Organs.

Doch was macht sonst noch die Homöopathie aus? Sind es nur das Ähnlichkeitsprinzip und die hohen Verdünnungen? Sicher, beides kennt der Homöopath. Der Entdecker der Homöopathie, Samuel Hahnemann, fand durch Zufall heraus, dass die Chinarinde, ein bekanntes Medikament gegen Malaria, beim gesunden Menschen die Symptome der Malaria hervorruft. Das Ähnlichkeitsprinzip (similia similibus curentur) besagt also: Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt. Der Homöopath stellt also im ersten Schritt (Befragung des Patienten, sog. Anamnese) möglichst genau die Symptome fest, bis in die kleinsten Details. Im zweiten Schritt sucht er ein Arzneimittel, welches beim Gesunden die Symptome des Kranken hervorruft. Dieses Mittel gibt er dem Patienten, und zwar in verdünnter Form. Dies aus zwei Gründen: Hahnemann fand heraus, dass ein unverdünntes Mittel oft eine starke Erstverschlimmerung der Krankheit hervorruft. Diese Erstverschlimmerung ist schwächer bei einem stärker verdünnten Mittel. Dennoch mag der Homöopath die Erstverschlimmerung nicht missen – ist sie doch das Zeichen, dass er das richtige Mittel gefunden hat. Zum zweiten fand Hahnemann jedoch heraus, dass die Mittel besser wirken, wenn sie stärker verdünnt und verschüttelt werden. Er nennt dies deswegen auch nicht Verdünnung, sondern Potenzierung. Im schlichten Alltagsdenken glaubt der Mensch, wenn etwas so stark verdünnt ist, dass kein Molekül der Ursprungssubstanz mehr nachweisbar ist, es handele sich nur noch um einen Placebo-Effekt (Einbildung), wenn eine Heilung erfolgt. Er verkennt in seinem schlichten Denken aber, dass mit dem Verdünnen und Verschütteln der Ursprungssubstanz Schwingungen, nämlich die Information der Substanz, übertragen werden, also gerade das Wichtigste der Ursprungssubstanz. Je stärker ein Mittel verdünnt und verschüttelt ist, so mehr wirkt es auf die geistige Beschaffenheit des Menschen, die Ursache seiner Erkrankung. Eine geringe Potenzierung wirkt auf die körperliche Ebene. So wirkt schließlich die unverdünnte Auspressung der Arnika bei Verletzungen der Haut, sie wird eingerieben.

Entscheidend für den Homöopathen ist nach den bisher genannten – wichtigen – Schritten aber die Frage: Warum wird dieser konkrete Mensch krank? Warum bekommt er gerade diese Krankheit? Diese Frage betrifft den kranken Menschen als Persönlichkeit, als Einheit von Körper, Geist, Seele. Es handelt sich um eine philosophische Frage. Auf diese hat jeder Mensch seine Antwort zu suchen. Der amerikanische Homöopath H.C. Allen schreibt hierzu:

„ Hinter der Symptomatik einer jeden Krankheit finden wir die Symptomatik des übertretenen Gesetzes.“ Hierbei mag der eine an ein religiöses Gesetz denken und sein Leiden als Folge des übertretenen Gesetzes sehen. Der andere sieht das Gesetz der Höherentwicklung der Menschheit und erkennt sein Leiden als Folge seines Verstoßes hiergegen (Verstoß gegen die Pflicht zur tätigen Mitwirkung eines jeden Menschen an der Entwicklung der Menschheit als ganze)

 

 

Teil II                                                                                                                                       

Die Homöopathie gibt es schon lange, sie hat unbestreitbar Erfolge vorzuweisen. Dennoch gilt sie auch heute noch als Außenseitermedizin. Warum?

Vorgeworfen werden der Homöopathie vor allem die starken Verdünnungen ihrer Arzneien: Da sei doch überhaupt kein Molekül der Ursprungssubstanz mehr drin, drum sei diese Medizin ein Humbug.

Hahnemann war zwar Zeitgenosse des italienischen Physikers und Chemikers  Amadeo Avogadro, kannte aber dessen Schriften zur Physik und das schon von diesem 1811 aufgestellte Gesetz nicht. Hätte Hahnemann die Avogadrosche Zahl gekannt, wäre er wahrscheinlich zu folgender Schlussfolgerung gelangt: Wenn bei einer Arzneimittelprüfung eine Dosierung jenseits der Avogadroschen Zahl verwendet wird, dann sind die dabei beobachtbaren Symptome nicht mehr Ausdruck einer Intoxikation (Vergiftung), sondern die Folge der Idiosynkrasie (Überempfindlichkeit) des Individuums, dessen Lebenskraft auf die spezifische Energie der geprüften Substanz mittels ihrer störenden Einwirkung empfänglich ist.

Bereits in § 270 des Organon, seines wichtigsten Werkes, beschreibt Hahnemann, dass sich durch eine progressive Dynamisierung jede Substanz verändert und dadurch erst die volle Wirkfähigkeit erlangt, also eine Metamorphose durchmacht. Das heißt: Ab einem bestimmten Moment der Dynamisierung wird mit etwas anderem gearbeitet als damit, womit man zu Beginn gearbeitet hat. Man arbeitet dann mit einer Energie des Heilmittels, die immateriell und unsichtbar ist. So beschreibt es auch der argentinische Homöopath Alfonso Masi-Elizalde. Hahnemann kam zu dieser Erkenntnis durch genaue Beobachtungen bei seinen Experimenten. ; hier zeigten sich eindeutige Unterschiede zwischen Arzneimittelprüfungen mit Materie enthaltenden Potenzen und Prüfungen mit Potenzen, die keine Materie mehr enthielten.

 

Noch etwas wird der Homöopathie vorgeworfen: Es gebe zwar Heilungen dank der Arbeit des Homöopathen, aber diese seien Erfolge des Placebo-Effekt, beruhten also auf einer Einbildung des Patienten. Ebenso gibt es einen Nocebo-Effekt. Gewöhnlich sagt der Homöopath einem Patienten, bevor er ihm ein Mittel gibt: Es kann sein, dass sie sich etwas weniger wohlfühlen, das ist eine Erstverschlimmerung, was ein gutes Zeichen ist. So wird dem Patienten induziert sich weniger wohl zu fühlen, und das Ergebnis berichtet er beim nächsten Besuch. Nun, es gibt Verbesserungen oder Erstverschlimmerungen, die auf den genannten Effekten beruhen. Ist das denn ungewöhnlich?  Ein Patient kommt zum Homöopathen, nachdem er die Hoffnung auf die sog. Schulmedizin aufgegeben hat. Er ist austherapiert im Sinne dieser Medizin: Alles hat der Arzt versucht, ohne Erfolg. Dann erlebt der Patient, dass sich jemand für ihn interessiert, ihn ernst nimmt als Menschen. In der Anamnese befragt der Homöopath den Patienten bis zu zwei Stunden lang, notiert sich seine körperlichen Symptome, aber auch wie der Mensch sich fühlt, wovor er Angst hat usw. Das hat der Patient noch nicht erlebt, er fühlt sich ernst genommen als Mensch, als körperliches und geistig-seelisches Wesen. Diese Zuwendung bringt schon einen ersten Heilungserfolg, unabhängig vom Mittel, das verschrieben wird. Verstehen kann man das, denn der Patient kommt von der Schulmedizin, die manchmal als Fünf-Minuten-Medizin bezeichnet wird. Sie interessiert sich für die Leber oder Niere des Patienten, aber nicht für den ganzen Menschen. Der bleibt draußen, es heißt: Mund halten, und ab zur Tomographie. Statt letzterer kann es auch die Blutuntersuchung sein, damit endlich die Laborwerte vorliegen.

Aber alles kann nicht Placebo-Effekt sein. Unbestreitbar gibt es Fälle, in denen die Homöopathie zu einer vollständigen Heilung des Patienten führt, bis zu einer Umstellung seiner existentiellen Einstellung zum Leben. Homöopathische Mittel werden mit gutem Erfolg bei kleinen Kindern angewendet, ebenso bei Tieren, seien es Haustiere oder Nutztiere. Hier gibt es den Placebo-Effekt nicht, ebenso wenig den Nocebo-Effekt.

 

Nun, worum geht es denn dann der Homöopathie? Was ist ihr Begriff von Gesundheit, von Krankheit, von Heilung? Bezieht sie auch das Unbewusste des Patienten ein, oder behandelt sie nur die Symptome? Wie tief muss die Heilung gehen, damit man von einer vollständigen Heilung sprechen kann, und nicht von einem Verschwinden der Symptome, die woanders im Körper in anderer Form wieder auftreten? Im letzteren Fall hat der Homöopath als Arzneimittel ein

„Simile“ (etwas Ähnliches) gefunden und angewendet. Im Fall der vollständigen Heilung hat er das „Simillimum“ (das identisch Ähnliche) gefunden und angewendet, also das Arzneimittel, dass bis in die Tiefe wirkt, die Existenz des Menschen heil macht. Nach einem Simillimum sind die Symptome wirklich weg, die Krankheit ist verschwunden, weil die Symptome für diesen Organismus nicht mehr notwendig sind. Der Homöopath verschrieb für ein bestimmtes Krankheitsbild, und stellte manchmal überrascht fest, dass nicht nur das Krankheitsbild geheilt wurde, sondern dass der Kranke einen Wechsel in seiner existentiellen Haltung durchmachte. Das war ein therapeutisches Ziel, mit keiner bislang gekannten Therapie erreichbar (Masi-Elizalde).

In der Therapie gab es neue Schritte. Hahnemann individualisierte die verschiedenen Kranken, die das gleiche Krankheitsbild hatten, z.B. Pneumonie (Lungenentzündung). Hahnemanns große Entdeckung war, dass es eine differenzierte Therapie nach klinischen Gesichtspunkten gab. Für den Schulmediziner ist die Pneumonie eine Krankheit, die behandelt wird, ganz gleich, welcher konkrete Mensch sie hat.

Und der Begriff der Gesundheit? Hahnemann sieht die Gesundheit als Instrument, um ein transzendentes Ziel zu erreichen.

Gesundheit ist die Eurythmie der Lebenskraft, die alle Teile des Körpers in bestem Zustand erhält. Die Krankheit ist die Dysrythmie. Die Wirkung des Simillimums wäre, die Dysrythmie wieder zur Eurythmie zurückzuführen. (Die Wirkung eines Simile besteht darin, dass eine Dysrythmie ersetzt wird durch eine andere Dysrythmie, logischerweise mit entsprechenden anderen Symptomen.)

Krankheiten sind für Hahnemann nichts anderes als Folgen unseres geistigen Lebens. Unser geistiges Leben, unsere Art zu denken, zu leben und zu wirken, führt zu diesen Änderungen, das heißt, zuerst zu immateriell dynamischen Änderungen unseres Lebens, dann zu den physisch wahrnehmbaren Krankheitsäußerungen.

 

 

Teil III                                                                                                                                     

Die Homöopathie hat ihren Sinn und ihre Erfolge, sie ist eine Wissenschaft, aber keine Sektiererei. Auch die sog. Schulmedizin hat ihren Sinn und ihre Erfolge.

So weist der deutsche Homöopath Josef M. Schmidt darauf hin, dass die Homöopathie eine Form der Arzneitherapie ist. Außerhalb des Anwendungsgebietes der Homöopathie liegen die gesamte medizinische Diagnostik, sämtliche chirurgischen Disziplinen einschließlich der Anästhesie, die Hygiene, die Sozialmedizin, die Diätetik, die physikalische Medizin, die Psychotherapie ua.

Die Arzneitherapie lässt sich nach drei Gruppen ordnen.

Es gibt die Substitutionstherapie, wo mangelnde Stoffe zugeführt werden, zB Vitamine, Mineralien, Hormone, Gerinnungsfaktoren ua.

Es gibt Suppressionstherapien, wo Schmerzen oder krankhafte Reaktionen unterdrückt werden, zB mit Schmerzmitteln, Cortisonpräparaten, Beta-Blockern ua.

Schließlich gibt es die Regulationstherapien, das heißt gezielte Beeinflussung der Lebenskräfte. Hier werden tief sitzende Verstimmungen im gesamten Organismus beseitigt.

Josef M. Schmidt macht deutlich: Aufgrund der äußerst kleinen Arzneidosen kann die Homöopathie weder Substitutionstherapie noch Suppressionstherapie sein, sondern ausschließlich Regulationstherapie.

Vor jeder Behandlung hat grundsätzlich eine genaue Diagnose zu stehen. Ist für eine Krankheit eine kausale Arzneitherapie bekannt, wie bei einigen Infektionskrankheiten (etwa Hepatitis), hat diese grundsätzlich Vorrang. Dasselbe gilt für lebensrettende bzw. nachweislich die Lebensqualität erhöhende Maßnahmen der konservativen Medizin, etwa die Behandlung des Schocks oder die Behandlung von Diabetikern.

Eine homöopathische Behandlung bietet sich an in den zahlreichen Fällen, in denen derzeit keine kausale Pharmakotherapie, sondern lediglich die palliative (lindernde) Eindämmung von Schmerzen bzw. fehlgeleiteten Reaktionen des Organismus möglich ist. Wo die Schulmedizin nicht weiter weiß, als palliativ zu behandeln, da beginnt die Arbeit des Homöopathen an der Ursache der Krankheit und am kranken Menschen, um dessen Lebenskraft wieder ins Fließen zu bringen. Erfolg hat die Homöopathie also bei  Funktionsstörungen im weitesten Sinne. Ihre Grenze hat die Homöopathie bei irreversiblen morphologischen Veränderungen. Ist zum Beispiel Lebergewebe unwiderruflich zerstört, kann auch die Regulationstherapie nichts mehr bewirken.

Müssen auf Grund der Schwere des Krankheitsbildes (zB Rheumatiker oder Hochdruckpatienten) konventionelle  Arzneimittel gegeben werden, kann der Patient homöopathisch mitbehandelt werden. So lässt sich häufig die Dosis der benötigten Medikamente reduzieren, was wegen deren Nebenwirkungen einen Erfolg bedeutet.

Vorraussetzungen einer homöopathischen Behandlung sind:

  1. genaue Kenntnis sämtlicher Krankheitssymptome des Patienten, die durch eine genaue, individuelle Anamnese erlangt wird;
  2. Kenntnis der Wirkungen der Arzneimittel, die durch Arzneimittelprüfungen an Gesunden erlangt werden;
  3. Kenntnis der Anwendungsprinzipien von Arzneien in Krankheitszuständen, also die Verknüpfung der unter 1. und 2. erhobenen Daten. Hier geht die Homöopathie nach dem Simile-Prinzip vor und gibt kleinste Gaben des ausgewählten Medikaments.

Vor Beginn der homöopathischen Behandlung sollten die bisherigen Medikamente soweit wie irgend möglich abgesetzt werden, um ein klares Bild der eigentlichen Krankheitssymptome des Patienten zu bekommen. Die Erforschung der Krankheitssymptome sollte bis in die kleinsten Einzelheiten gehen. Samuel Hahnemann war einer der ersten Ärzte, die eine schriftliche Anamnese gefordert haben.

Homöopathische Arzneiheilungen sind durch die Verwendung von vielen tausend  Arzneisubstanzen möglich, also grundsätzlich durch jedes Mittel, das an Gesunden auf seine Symptome hin geprüft ist. Diese Arzneimittel lassen sich – auch wenn sie noch so stark wirken – unendlich weit verdünnen und potenzieren. Ihre Wirkung verschwindet nach der Heilung der Krankheit von selbst, da die Wirkungsdauer eines Medikaments ja begrenzt ist.

Es gibt den Einwand, Homöopathie sei lediglich symptomatische Therapie, die die eigentliche Ursache der Krankheit ungeheilt lasse. Hiergegen postulierte Hahnemann die Einheit von Innerem und Äußerem. Er lehnte sich an Schellings Identitätsphilosophie an, wonach Geist und Natur im Grunde identisch seien. Hahnemann betonte die unteilbare Einheit von materiellem Organismus und der ihn belebenden geistartigen Lebenskraft.. Nach Hahnemann bilden die Verstimmung der Lebenskraft und die Gesamtheit der Symptome ein Ganzes, eine Einheit und „sind eins und dasselbe“ (§ 15 des Organon).

 

Teil  IV                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    

In den bisherigen Kapiteln ging es um die Frage, was Gesundheit und Krankheit eigentlich sind. Mein bisheriges Ergebnis: Jeder Mensch besitzt eine Lebensthematik, die seine Wahrnehmung, sein Erleben und sein Streben bestimmt. Seine besonderen Eigenschaften und Neigungen ergeben sich daraus. Fehlt dem Menschen die Transzendenz – hier geht es um die Sinnfrage des Lebens, die immer auch eine metaphysische Frage ist – so tritt existentielle Angst auf. Diese Angst führt zu einer Verzerrung der Wahrnehmung seiner selbst, seiner Umwelt und seiner Mitmenschen. Die eben genannte Lebensthematik des Menschen prägt ihn im gesunden und im kranken Zustand. Mit der existentiellen Angst und der Lebensthematik eines Menschen sind grundlegende Bedingungen des Krankseins angesprochen. Streng logisch ist damit jedoch nicht die Ursache der Krankheit erklärt. Das ist nach Hahnemann auch nicht möglich, denn Krankheiten gehören seiner Ansicht nach zu den unauflösbaren Rätseln des Menschen.

Hahnemann fragt in § 3 seines Organon, was das Heilenswerte am Menschen ist. Hier geht es um die Heilung der tiefsitzenden Angst, durch die die Wirklichkeit verzerrt wahrgenommen wird. Der Mensch ist geheilt, wenn seine subjektiven, imaginären, illusionären Vorstellungen wieder beruhigt sind, so der deutsche Homöopath Stefan Preis. Es geht um die Heilung des Unbewussten im Menschen, von dem jede körperliche und psychische Erkrankung ausgeht.

Von einer anderen Seite beschrieben heißt das: Der Mensch kann in seinem Seelischen nicht alles, nicht das Umfassende erfahren, sondern jeweils nur Aspekte der gesamten Wirklichkeit. Diese Erlebnisweise des Daseins macht die Thematik des Menschen aus, die über sein ganzes Leben konstant erhalten bleibt. Im gesunden Zustand macht das einen wichtigen Teil seines Lebens aus, es trägt bei zu seinen Aufgaben, die er sich selber stellt, seinen Zielen, seinem Lebenssinn. Die Gesundung geht immer von der positiven Erfüllung der Existenz aus. Das bedeutet, dass der Mensch seine Aufgabe sich zu vervollkommnen annehmen kann, weil er sich in der Welt geborgen fühlt. Diese Geborgenheit in der Welt fehlt vielen Menschen im Angesicht von Krieg und den besonders in Deutschland noch immer schwarz nachwirkenden Untaten der Naziverbrecher. Dennoch ist eine Geborgenheit in der Welt möglich, wenn der Mensch sich auf  seinen eigenen göttlichen Ursprung besinnt, der die Würde des Menschen ausmacht. Fehlt diese Rückbindung, kommt die Krankheit in Gang, tritt eine existentielle Angst auf. Die Bewegung des Menschen in Richtung des Strebens nach Vervollkommnung, also Handlungen, die die Würde des Menschen wegen dessen göttlichen Ursprungs zum Ziel haben, bringt die Gesundung voran.

Was heißt dies für die praktische Arbeit des Homöopathen? Schon in der Anamnese wird er die körperlichen Symptome genauso detailliert abfragen wie die Ängste des Patienten. In der Zusammenschau findet er das Arzneimittel, das zunächst den akuten Zustand bessert, später aber das Arzneimittel, das in die geistigen Bereiche des Patienten wirkt. Dem Homöopathen bleibt bewusst, dass das körperliche Symptom, unter dem der Patient auch noch so leiden mag, schließlich nur der Hilferuf ist der Lebenskraft des Patienten, der Ruf um Heilung vom Grunde her, von der Existenz her. Dem Homöopathen sind sogar Fälle bekannt - und das sind keine schlechten sondern erfolgreiche - bei denen das körperliche Symptom sich nach der Einnahme des Arzneimittels verschlechtert, die Patienten aber psychisch Auftrieb bekommen, etwas von dem oben genannten Geborgenheitsgefühl in der Welt spüren. Der Patient ist beglückt, weil seine veränderte Weltsicht ihm neues Handeln in seinem Leben ermöglicht, Handeln, was bisher nicht im Bereich seiner Wahrnehmung lag: Er kannte es nicht, er konnte es nicht einmal denken. Der Homöopath weiß erst anschließend um ein Abheilen der körperlichen Symptome, was ihm die Richtigkeit des Arzneimittels für diesen konkreten Patienten bestätigt.

 

 

 


 


© 2009 Gabriele Schöttler Heilpraktikerin