Äußere
Anwendungen wie Wickel, Auflagen, Kompressen, Einreibungen und
Bäder
Heute erscheinen in beachtlicher Zahl
Bücher und Aufsätze zu diesem Thema. Dabei war dies jahrelang
verschüttet. Vor Jahrzehnten waren Wickel und Auflagen noch gern
angewandte Hausmittel. Heute beginnen Heilpraktiker dies in ihrer
Praxis wieder anzuwenden und zu schätzen, als heilsame Behandlungen
neben der Homöopathie und der Phytotherapie.
Die praktische Anwendung bewirkt, daß
der Teilnehmer eine Wirkung und Anwendung bei sich selbst erlebt und
so in seiner Praxis dies bei seinem Patienten anwenden kann. Auch
soll der Patient geschult werden, das, was er in der Praxis erfuhr,
bei sich selbst zu Hause anzuwenden.
Die Anwendung dauert vielleicht nur 20
Minuten, bei einer guten Vorbereitung und in einer entspannten
Atmosphäre empfindet der Patient die Anwendung oft so, als hätte
sie viel länger gedauert. Mancher Patient schläft auf der
Therapeutenliege kurz ein. Dies ist durchaus erwünscht, weil damit
eine tiefere Schicht des Patienten erreicht wird.
Die Anamnese soll den Patienten
persönlich erfassen mit den Fragen:
Auch die Anamnese selbst als
therapeutisches Gespräch soll bereits die tiefere Schicht des
Patienten ansprechen. Fragen des Heilpraktikers führen ja zu Fragen,
die der Patient sich dann selbst stellt: Wann trat das Leiden zuerst
auf? Was war meine Lebenssituation damals? Warum trifft mich das
jetzt so sehr?
Diese Fragen betreffen den kranken
Menschen als Persönlichkeit, als Einheit von Körper, Geist und
Seele. Es handelt sich um eine philosophische Frage. Was ist
überhaupt Krankheit, welchen Sinn hat sie? Auf diese Frage hat jeder
Mensch seine Antwort zu suchen. Der amerikanische Homöopath H. C.
Allen schreibt hierzu: " Hinter der Symptomatik einer jeden
Krankheit finden wir die Symptomatik des übertretenen Gesetzes. "
Hier mag der eine an ein religiöses Gesetz denken und sein Leiden
als Folge des übertretenen Gesetzes sehen. Der andere sieht das
Gesetz der Höherentwicklung der Menschheit und erkennt sein Leiden
als Folge seines Verstoßes hiergegen (Verstoß gegen die Pflicht zur
tätigen Mitwirkung eines jeden Menschen an der Entwicklung der
Menschheit als ganze).
Die persönlichste Frage, die ein
Mensch sich stellt, lautet: Wozu will ich gesund werden? Hier wird
deutlich der Sinn des Lebens angesprochen.
Die äußeren Anwendungen sind eine
wunderbare Ergänzung zu der Behandlung der klassischen Homöopathie,
der Phytotherapie sowieso- neben den Tees zum Einnehmen, für den
Heilpraktiker-Anfänger eignen sie sich sehr gut, da man erst mal so
den Patienten durch äußeres Tun, Be-hand-eln, kennenlernen kann -
währenddessen erzählt er von sich, man ist als Anwender entspannt,
in der Gesprächstherapie lockert und entspannt es, man kann
Angehörige anleiten und sie freuen sich, wenn sie etwas Linderndes
für den Betrofffenen tun können, .....
Ausblick
Wir sind hier im Bereich der äußeren
Anwendungen. Auch Heilquellen sind hier neben Wickeln und Auflagen zu
nennen. Der Patient kann im Umkreis seines Wohnortes solche aufsuchen
und sich das Heilwasser auf die Augen oder eine sonstige bedürftige
Körperstelle geben. Lebensmittelrechtlich sind diese Heilquellen (in
der Münchner Gegend z.B. das Frauenbründl bei Glonn, die
Hangquellen bei Leutstetten und Mariabrunn bei Dachau) kein
Trinkwasser, da nicht auf Rückstände chemisch analysiert. Trotzdem
werden diese Wässer seit Jahrzehnten auch getrunken. Auch im Urlaub
findet der Patient z.B. auf Sardinien bei Santa Cristina oder Su
Tempesu bei Nuoro oder Sa Testa bei Olbia solche uralten
Quellheiligtümer.
Über eine Heilstätte in der Antike,
wo es auch äußere Anwendungen gab als Teil einer umfassenderen
Therapie, berichtet Friedrich Glasl in seinem wertvollen Buch
"Konflikt, Krise, Katharsis" (Verlag Freis Geistesleben,
Stuttgart 2007).
Er nennt die Insel Kos, Wohnstätte des
Gottes der Heilkunst, Asklepios. Schon vor mehr als 2000 Jahren gab
es dort eine Therapie in vier Phasen.
In der ersten Phase wurde der physische
Körper genau untersucht, z. B. abgeklopft und abgehört. Dabei
zeigten sich Symptome eines Krankheitsbildes. Schon in dieser Phase
wurden erste Behandlungen eingeleitet, die auf die Physis des
Menschen gerichtet waren.
In der zweiten Phase bekamen die
Patienten bestimmte Badekuren verschrieben. Hier wurde auf die
gestaltenden und formenden Lebenskräfte eingewirkt. Mit der
Heilkraft des Thermalwassers, mit Massagen und rhythmischen
Bewegungen wurde auf die Lebenskräfte heilend eingewirkt.
In der dritten Phase wurde dieser
Prozeß durch Tragödienspiele wesentlich vertieft. Hier wurde vor
die Menschen etwas sehr Dramatisches hingestellt, das eine tiefe
Krise und eine Katharsis bewirken sollte. Die Menschen sahen vor sich
– auf der Bühne – etwas, das sich eigentlich in ihnen abspielte.
In der Seele der Menschen wurde durch intensives Erleben des
Schauspiels eine Krise eingeleitet. Das griechische Wort Krise
bedeutet Entscheidung, entscheidende Wende.
In der vierten Phase führte die Krise
zur Katharsis, also zur Reinigung und Läuterung. Hier gab es den
Gang durch das Labyrinth und den Tempelschlaf. Der Heiler (Arzt,
Therapeut und Priester) setzte beim geistigen Kern des Patienten an.
Der Patient hatte bei den Tragödienspielen eine Lockerung, eine
seelische Erschütterung erlebt. Nach dem Tanz durch das
Lebenslabyrinth wurde der Patient empfänglich für die Stimme seines
Höheren Selbst. Durch die Katharsis konnte er erkennen, ob eine
radikale Kurswende nötig war. Er konnte seinem Leben aufs neue Sinn
und Richtung geben, also die Steuerung seines Lebensschiffes selbst
in die Hand nehmen.
Wichtig für das Asklepieion ist, daß
der Mensch nicht unvorbereitet in Krisen hinein gestoßen wurde.
Schritt für Schritt wurde er körperlich und geistig-seelisch
gestärkt. So wurde er auf die dramatischen Erfahrungen im Labyrinth
und im Tempelschlaf vorbereitet. So wurde er befähigt, auf seinen
göttlichen Kern, sein Höheres Selbst zu hören.
Verwendete Literatur:
"Wickel und Auflagen-
Alternative Pflegemethoden erfolgreich anwenden", Annegret
Sonn,Georg Thieme Verlag Stuttgard 2004,
2.Auflage
"Konflikt, Krise, Katharsis: und die Verwandlung
des Doppelgängers", Friedrich Glasl, Verlag Freies
Geistesleben, 2007
© 1.12.2020, Gabriele Schöttler Heilpraktikerin
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